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Veranstaltung: Lässt sich das deutsche Wesen bauen? Nationalstaat und kulturelle Identität

Dienstag, 27.3.2018, 18:30 Uhr, Berlin, Denkerei, Oranienplatz 2, 10999 Berlin

Mit Martin Warnke, Stefanie Bürkle und Bazon Brock

Die Diskussion darüber, ob sich „ein deutsches Wesen“ bauen lässt, hat seit dem 18. Jhd. die Gemüter bewegt. Zuvor hatte sich Dürer nach Entdeckung von Tacitus' „Germania“ schon mit dieser Frage beschäftigt. Sie wurde ab 1806 wieder virulent durch den Widerstand, der sich gegen den Universalismus als Suprematie Frankreichs bildete, die von Napoleon proklamiert wurde. Anwendungsbeispiele: Im 19. Jhd. ging man bewusst sich selbst überhöhend zunächst davon aus, dass der gotische Stil ein deutscher sei. Analog stellt sich heute die Frage, ob man das Bauhaus als einen deutschen Stil begreifen kann, der aber als solcher nicht zum Zuge gekommen ist.

Stefanie Bürkle präsentiert im Anschluss ihre Dokumention die Elemente deutscher Architektursprache in den Bauten von in ihre Heimat zurückgekehrten „Gastarbeitern“.

28.03.2018, 10 Uhr: Exkursion

Treffpunkt: Haus des Runkfunks, Masurenallee 8–14, 14057 Berlin (in der Eingangshalle)

Am Mittwoch, den 28.03.2018, bieten Martin Warnke und Bazon Brock allen Interessierten an, eine Exkursion zu unternehmen. Die erste Station ist der Messeplatz, an dem die klassizistische Ehrenhalle 1936 auf der Achse zu Poelzigs expressionistischem Funkhaus von 1935 steht. Die gleiche Stilopposition können wir nahebei am Kaiserdamm betrachten: Dort steht Scharouns erster avantgardistischer Wohnbau in Berlin 1928. In dessen unmittelbarer Nähe befindet sich eine NS-Wohngruppe von 1936 mit monumentalen Thorakfiguren am Eingang.

Daran schließt sich ein Besuch der farbenfrohen Siedlung „Onkel Toms Hütte“ von Bruno Taut (1929) sowie der nahegelegenen Kameradschaftssiedlung der SS an – eine stilistische Aporie, der man überall in Berlin, z.B. auf dem Reichssportfeld, begegnet.

Zu den Personen:

Martin Warnke, geb. 1937 in Brasilien, studierte in München, Madrid und Berlin Kunstgeschichte, Geschichte und Germanistik und bekleidete Professuren in diesem Fach in Marburg und Hamburg. Er beschäftigte sich mit Peter Paul Rubens, mit der deutschen Kunst seit dem 15. Jahrhundert sowie mit kunstsoziologischen Themen wie der Organisation der Hofkunst und dem Status des Hofkünstlers seit der Frührenaissance. Zu seinen Publikationen gehört eine Geschichte der Deutschen Kunst vom 15. bis 18. Jahrhundert (Geschichte der deutschen Kunst, Bd. 2: Spätmittelalter und Frühe Neuzeit, 1400–1750, München 1999).

Stefanie Bürkle studierte Szenografie in Paris und freie Kunst an der ehemaligen Hochschule der Künste in Berlin (heute UdK). Sie arbeitete als Bühnenbildnerin am Théatre des Amandiers in Paris, am Berliner Ensemble sowie in Berlin am HAU1. Als Künstlerin und Stadtforscherin untersucht sie die Wahrnehmung von Stadtraum mit unterschiedlichen Medien wie Malerei, Video und Fotografie. Seit 2009 ist sie Professorin für bildende Künste am Institut für Architektur der TU Berlin.