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Veranstaltung: Ausstellung: Silke Rehberg „Schlafende“

2.5. –31.12.2017, Berlin, Denkerei, Oranienplatz 2, 10999 Berlin

Größtes Mirakel:
Die alten Griechen behaupteten,
Götter schliefen nicht.

Nachdem in der Denkerei 2012 die Ausstellung zu den „12 Grundformen des verlassenen Bettes“ stattfand, eröffnen wir am 2. Mai 2017 die Ausstellung „Schlafende“. Die Künstlerin Silke Rehberg hat dafür ein Fries aus Keramik entworfen, das an den Wänden der Denkerei zehn Schlafende in verschiedenen Haltungen zeigen wird.

Die Ausstellung wird vom 2. Mai bis 9. Februar 2018 in der Denkerei zu sehen sein. Anlässlich der Ausstellung gibt es ein Rahmenprogramm unter dem Motto „Warum die griechischen Götter niemals schliefen“.

Öffnungszeiten der Ausstellung: Zu den Veranstaltungen & nach Vereinbarung.

Rahmenprogramm:

2.05.2017, 18:30 Uhr, Ausstellungseröffnung 

Harry Walter (Künstler, Stuttgart) & Karoline Walter (Kulturwissenschaftlerin, Berlin): „Die Schlaflosigkeit der Götter“

Die Götter brauchen keinen Schlaf, weil sie per definitionem über unendliche Energiereserven verfügen. Wer sich gänzlich aus sich selbst heraus bewegt, ist immer ON, nie OFF. In den Erzählungen der Bibel bleibt der Schlaf deshalb auch Gottes unvollkommenen Geschöpfen vorbehalten: den Tieren und den Menschen. Dass der Mensch schlafen muss, kennzeichnet ihn nicht nur als Mängelwesen, sondern, schlimmer noch: als Sünder. Doch wenn der Mensch schon schlafen muss, so soll er auch in diesem abwesenden Zustand noch in ständiger Ruf- oder Alarmbereitschaft bleiben. Denn auch der Einzug ins Himmelreich lässt sich verschlafen. Eine Möglichkeit, Gott näher zu kommen oder ihn gar zu imitieren, besteht von jeher darin, den Schlaf zu besiegen oder zumindest so zu tun, als gäbe es ihn gar nicht. In modernen Gesellschaften entwickelt sich daraus eine Art Wachheitsextremismus und andererseits als romantischer Reflex: die Idee des Schlafs als Traumgenerator.

Weitere Vorträge:

9.05.2017, 18:30 Uhr

Thea Herold (Schlaf- und Pausenforscherin, Schlafakademie Berlin): „Warum die Natur den Schlaf erfand“

Ausgeschlafen ist das Leben am schönsten. Doch warum müssen wir eigentlich schlafen und verbringen 1/3 des Lebens in diesem rätselhaften Zustand? Der Vortrag von Thea Herold gibt Einblick in die aktuelle Debatte wissenschaftlicher Erklärungsansätze: Drei Erklärungsmodelle (G. Tononi, J. Born, J. Siegel) werden vorgestellt. Und nicht zuletzt versucht die Autorin und Mitgründerin der Schlafakademie Berlin auf die Frage zu antworten, warum die „mediale Präsenz“ des Themas heute scheinbar immer mehr zunimmt.

20.06.2017, 18:30 Uhr

Wolfgang Ullrich (Kunstwissenschaftler, Leipzig) & Lambert Wiesing (Philosoph, Universität Jena): „Das Museum als Schlafsaal“

Im Rahmen der Ausstellung „Schlafende“ von Silke Rehberg in der Denkerei spricht der Kunstwissenschaftler Wolfgang Ullrich u.a. anhand des Werkes „Bilder schlafen“ von Thomas Huber und der Fotoserie „People Sleeping in Museums“ von Stefan Draschan über das Museum als Schlafsaal. Im Anschluss daran erläutert der Philosoph Lambert Wiesing die Vorteile einer „Partizipationspause“: Denn wie der Schlaf so ermöglicht auch das Bild eine kurze Pause von der anstrengenden Daueranwesenheit in der Welt.

4.07.2017, 18:30 Uhr

Marina Seretti (Philosophin & Kunsthistorikerin, Universität Bordeaux): „Schlafende Bilder. Eine philosophische Siesta“

„Einzuschlafen, heißt zu vergessen”, schrieb Paul Valéry, ins Unbewusste zu gleiten, sich ihm hinzugeben. Im mittelalterlichen Abendland war die Figur des Schlafenden mit schlechten Attributen beladen: Sünde, Faulheit, Verschwendung, Nachlässigkeit, Unwissenheit, Melancholie, Verzweiflung, Häresie... In vielerlei Hinsicht sind wir immer noch dieser negativen Vorstellung verhaftet und betrachten den Schlaf häufig als verlorene, verschwendete, unproduktive Zeit.
Dennoch haben, zumindest seit der Renaissance, Künstler und Philosophen begonnen, sich mit dem Schlaf zu befassen, aus dem sie wie aus einer unerschöpflichen Quelle vielfältige und wirkmächtige Bilder der menschlichen Existenz hervorholten.
In diesem dunklen Teil unseres Lebens, den wir schlafend verbringen, haben sie vielfältige Figuren und Metaphern gefunden: die des Glaubens und des Vertrauens (Johannes während des Letzten Abendmahls), die des Begehrens und der Inspiration (Schlafende Venus, Nymphen an der Quelle), die des Todes und der Tröstung (Luther und der Schlaf der Seele).
Eine solche aktive Erfindungskraft im und durch den Schlaf wiederzuentdecken, kündigt sich darin für uns andere, „diese selbst für das Träumen zu müd gewordnen Lebensmüden“ (Nietzsche), in der Form des Versprechens und seiner Kehrseite, der Herausforderung, an.

11.07.2017, 18:30 Uhr

Nadia J. Koch (Archäologin, Universitäten Salzburg u. Tübingen) & Thomas Schirren (Altphilologe, Universität Salzburg): „Learning bei Dying – tägliche Einübung in den großen Bruder des Schlafes. Wie die Alten das Leben als ein Sterbenlernen verstanden“

Nadia J. Koch, Thomas Schirren und Bazon Brock werden im Rahmen der Ausstellung „Schlafende“ die Weisheitslehren der Philosophen und philosophes auf die heutigen Herausforderungen anzuwenden versuchen.
Zu diesen Praktiken gehören der Tagtraum, der Denkschlaf, der Lernschlaf und die vollständige Verinnerlichung, durch die man beispielsweise Autofahren kann wie im Schlaf. Das Unterbewusste ist also nicht ein verdrängtes Wissen und Erleben, sondern verweist auf die ganz und gar in der Steuerung des Handelns aufgegangene Intentionalität.
Redewendungen wie „zu schlafen wie ein Stein“, „todmüde sein“ oder „wie tot im Bett liegen“ geben die Übung vor.

13.09.2017, 18:30 Uhr

Elisabeth von Samsonow (Philosophin & Künstlerin, Wien): „Überwachen und Schlafen“

Sándor Ferenczi macht 1924 die ernüchternde Feststellung (mit welcher er Freuds These vom Unbehagen in der Kultur vorwegnimmt), dass die Kultur nichts weniger als einen Versuch darstellt, die allgemeine Schlafsucht und das Mißbehagen am Wachsein mit geeigneten Mitteln zu befriedigen. Diese von Ferenczi unterstellte allgemeine Schlafsucht in ihrer (organischen, psychologischen) Primitivität wird in Elisabeth von Samsonows Vortrag dem Syndrom der Überwachung(ssucht) gegenübergestellt. Will man nun wirklich überwacht werden? Schläft man besser, wenn man überwacht wird? Gibt es eine geheime Lust an der Überwachung, die der Angst, im Schlaf verloren zu gehen, korreliert ist? Nicht zuletzt geht es um den Ursprung von Theologie und Technologie als Spezialisierungen von Überwachungsarbeit. Der Vortrag lädt die Gäste dazu ein, ihn zu verschlafen.
Die österreichische Künstlerin und Philosophin Elisabeth von Samsonow spricht und agiert in der Auseinandersetzung mit Schlaf und Schlaflosigkeit in einer Mischung aus konfuser Kunst und luzider Analyse.

20.01.2018, 18:30 Uhr:

Johannes Binotto (Filmwissenschaftler Zürich/Luzern): „Der Film als Wächter des Schlafs“

Der Schweizer Filmwissenschaftler Johannes Binotto ergründet an Filmbeispielen die Praktik des (Ein-)Schlafens im Kino als Zwischenzustand und quasi-hypnotische Unterdrückung des Unangenehmen: „Wenn ich bei Horrorfilmen einnicke, schneide ich regelmässig die grausigsten Sachen weg.“ Für Binotto ist das Kino der letzte Ort, an dem man noch schlafen kann – im Gegensatz zur Nonstop-Aktivierung privat genutzter social media-Kanäle.

Silke Rehberg: Schlafende

Silke Rehberg: Schlafende | gebrannter Ton, engobiert, glasiert und pigmentiert, 77 x 138 x 19 cm, 2015

Silke Rehberg: Schlafende

Silke Rehberg: Schlafende | Denkerei Berlin, 2.05. –31.12.2017. Foto © Stephan Kube

Silke Rehberg: Schlafende

Silke Rehberg: Schlafende | Denkerei Berlin, 2.05. –31.12.2017. Foto © Stephan Kube

Silke Rehberg: Schlafende

Silke Rehberg: Schlafende | Denkerei Berlin, 2.05. –31.12.2017. Foto © Stephan Kube

Silke Rehberg: Schlafende

Silke Rehberg: Schlafende | Denkerei Berlin, 2.05. –31.12.2017. Foto © Stephan Kube

Silke Rehberg: Schlafende

Silke Rehberg: Schlafende | Denkerei Berlin, 2.05. –31.12.2017. Foto © Stephan Kube